UPDATE August 2020: Wir haben das Berechnungsmodul von covidcare.de vom Netz genommen, weil die Berechnungsverfahren und Datengrundlagen mit den aktuellen Entwicklungen der Pandemie nicht mehr zusammenpassen.
Vielen Menschen ist das mögliche Ausmaß der Welle an Patienten, die in den Kliniken im April wegen Covid-19 voraussichtlich behandelt werden müssen, noch völlig unklar. Die Fachleute warnen immer lauter insbesondere vor dem erwarteten Ansturm auf die Intensivstationen. Mit ein wenig Mathematik kann bereits jetzt eine grobe Abschätzung dieser Patientenzahlen vornehmen.
Um diese Abschätzungen zu erleichtern haben wir soeben Version 3 unseres Systems Covidcare zum schnellen und einfachen Abschätzen von Pandemie-Patientenzahlen frei geschaltet.
Unter www.covidcare.de (z. Zt. nur für Chrome/Firefox) können jetzt die Krisenstäbe der Länder, Landkreise und Städte sowie die strategischen Einsatzleitungen der Kliniken, Rettungsdienste und Gesundheitsversorger mit wenigen Mausklicks eine tagesaktuelle Abschätzung der Patientenzahlen vornehmen. Diese Abschätzung sollte auch täglich mit den jeweils neuen Fallzahlen aktualisiert werden.
Ausgehend von den aktuellen Zahlen der bestätigten Infektionen in einer Region/Stadt, einer täglichen Wachstumsrate der Infektionen, der Erwartung dass der Lockdown eine drastische Abnahme der täglichen Neuinfektionen auslöst, und einiger anderer Ausgangsparameter können der Verlauf des Ausbruchs und die sich daraus wahrscheinlich ergebenden Patientenzahlen abgeschätzt werden.
Der folgende Screenshot zeigt diese Kalkulation für Stadt und Landkreis Fürth/Bayern (ca. 260.000 Einwohner) ausgehend von den 47 bestätigten Fällen am heutigen Tag:

Es ergibt sich ein Bedarf von maximal 203 stationären Betten und 110 Intensivbetten. Zum Vergleich: Das Klinikum Fürth hat normalerweise 770 und 32 Intensivbetten, und der größte Teil davon ist im Alltag natürlich schon belegt. Es ergibt sich also eine deutliche Überlastung der Klinik.
Unser Ziel ist es mit covidcare eine grobe Abschätzung des Bettenbedarfs für die nächsten 2-4 Wochen zu erstellen, die nur mit den wenigstmöglichen und einfachstmöglichen Parametern zu befüllen ist. Um somit die Reichweite des “AHA”-Effekts zu vergrössern, weil es mehr Leute nutzen können.
Natürlich gibt es viel aufwendigere (und statistisch genauere) Vorhersagesysteme, aber die sind oft nur durch statistisch oder epidemiologisch vorgebildete Fachleute zuverlässig zu nutzen. Daher haben wir uns für diese sehr einfach Berechnungslogik entschieden.
Hier geht es zur Dokumentation von Covidcare.
Das System wurde mit viel Sorgfalt, aber wegen der Dramatik der Situation, auch unter hohem Zeitdruck erstellt (72 Stunden von Start des Projekt bis zum Go-Live), daher bitte wir kleinere Probleme mit der Website noch zu entschuldigen, die werden in den nächsten Tagen noch korrigiert. Die Berechnungszahlen sind aus unserer Sicht aber im Rahmen der vielen Unwägbarkeiten der Eingangsvariablen mindestens brauchbar verläßlich.
Dieses Projekt wurde von Prof. Dr. Harald Dormann, Präsident der Deutschen Stiftung Akut- und Notfallmedizin und Chefarzt der Notaufnahme am Klinikum Fürth, initiiert und von vielen freiwilligen Helfern aus dem Team der Paessler AG in Rekordzeit erstellt und online gestellt (Weitere Informationen zum Hackathon mit Liste der Mitwirkenden).
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