Ein kurzer Blogpost zu Pandemie-Entwicklung mit Blick auf die Landkreise in Deutschland.
Werfen wir einen Blick auf die Perzentile der Landkreis: Dies gibt uns einen Einblick in die “Struktur” der Entwicklung, die in den Gesamt-Inzidenzwerten der Länder oder gar Deutschlands komplett verloren geht.
Innerhalb der “Schläuche” in der Grafik liegen jeweils 80% der Landkreise eines Landes. Die oberste, rote Linie zeigt das mindeste Inzidenzwachstum der 10 an jeweiligen Tag am meisten wachsenden Landkreise (90% Perzentil), die Grüne Linie zeigt das höchste Inzidenzwachstum (bzw. sinken) der 10 am schnellsten fallenden Landkreise (10% Perzentil).
Damit blenden wir also die 10% am schnellsten steigenden bzw. sinkenden Landkreise aus der Betrachtung aus, vermeiden also zu sehr auf einzelne, isolierte Super-Spreader-Events zu schauen, egal ob diese in dieser Woche stattfanden (=starker Anstieg diese Woche) oder letzte Woche (=starker Abfall diese Woche).
Wir können also eher die Entwicklung “in der Breite” betrachten.

In drei Ländern habe ich die letzten 2 Wochen mit einem pinken Kreis markiert: In Meck-Pom, Hessen und Thüringen gab es vorletzte Woche einen deutlichen Abfall des Wachstums (da hatte ich am 14.2. das Wetter als Ursache vermutet), der jetzt eine starke Gegenbewegung zeigt. Ob diese Gegenbewegung einfach verspätete Nachmeldungen aus der letzten Woche sind (letzte Woche weniger Meldungen/diese Woche mehr) oder ob es tatsächlich eine Inzidenzerhöhung ist, kann man noch nicht sagen, dazu brauchen eine weitere Woche Daten.
In Thüringen erscheint mit aber aufgrund des starken Ausschlags doch eher eine echte Erhöhung der Inzidenz vorzuliegen.
In drei Ländern, rot markiert, NRW, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es deutliche Ausschläge der Kurven nach oben, völlig “aus dem Nichts”. Gerade in Sachsen hatten wir vorher einige Wochen, wo sogar die 90% Perzentil-Linie im Minus war, das klappte richtig gut mit dem Absenken der Inzidenzen.
In Rheinland-Pfalz und Brandenburg deutet sich im Steigen aller 5 Linien ein möglicher Übergang zu Wachstum an.
Alle anderen Länder sind zumindest bisher nicht sehr auffällig. Trotzdem, über alles hinweg sind jetzt fast die Hälfte der Landkreise ein Deutschland im Wachstum:

Fazit: Ein Teil der Entwicklung in der letzten Woche ist eine Ausgleichsbewegung zur Vorwoche, aber zusätzlich gibt es auch in einigen Regionen deutliche, “echte” Wachstums-Entwicklungen.
Wie geht’s weiter?
Wenn man die aktuelle Entwicklung mit den Daten, die wie über B.1.1.7 in Deutschland bisher haben (wir gehen aktuell von 25% Anteil am Infektionsgeschehen aus) und die Verdopplung der Mutationen alle 14 Tage betrachten, können wir die Entwicklung der nächsten Wochen zumindest mal erahnen, wenn die Mutationen das Inzidenzgeschehen übernehmen (wie ich am 3. Januar beschrieben habe: Mutation B.1.1.7 ist fast wie wenn eine neue Pandemie starten würde:

Das ist natürlich nur eine GROBE ABSCHÄTZUNG! Die Kurve kann auch langsamer oder schneller wachsen. Aber die Richtung dürfte grob stimmen.
Das würde bedeuten, dass wir am niedrigsten bundesweiten Inzidenz-Wert schon vorbei sind, und direkt in die 3. Welle hineingehen. Die o.g. Grafik berücksichtigt keinerlei Veränderungen der Maßnahmen oder des Verhaltens: Jegliche Lockerungen oder Schul/Kita-Öffnungen werden es nur noch schlimmer machen.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir – wenn wir nächstes Jahr auf 2021 zurückblicken werden – den Januar und Februar als “die ruhige Phase” mit gemütlich sinkenden Inzidenzen und überschaubaren Einschränkungen zurückblicken werden.
Es ist Zeit für #nocovid.
Abschließend noch zwei Tweets aus meinem Twitter-Feed:
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