Nach Update des Pandemie-Vorhersage-Modells: Neuberechnung von 5 Szenarien für die nächsten Wochen

In meinem Artikel Countdown zur Lockdown-Verschärfung in 3-2-1 Wochen stelle ich 5 Szenarien vor, die zeigen, dass in den nächsten 2-3 Wochen drastische Maßnahmen nötig werden, sonst kommt eine enorme Infektionswelle auf das Land zu, mit allen bekannten Folgen für Kliniken, Gesellschaft, Wirtschaft.

Alle 5 Szenarien habe ich heute nochmal mit dem verbesserten Modell Version 4 durchgerechnet, die u.a. berücksichtigt, dass Patienten mit B.1.1.7 heftiger erkranken bzw. mehr Patienten versterben (+50%). Außerdem habe ich das Modell mit neuen Daten vom RKI abgeglichen und noch genauer gemacht. Eine genau Beschreibung der Veränderungen gibt es in Pandemie Vorhersage Modell V4 – Verfeinerung und Validierung, eine ausführliche Beschreibung des Modells in Pandemie Prognose Modell V3.0.

Kurze Zusammenfassung

Das neue Modell zeigt für alle 5 Szenarien nochmal erheblich schwerwiegendere Verläufe. Die neue Modellversion sagt jetzt nach den Optimierungen zwar etwas kleinere Fallzahlen voraus. Aber weil die 50% “schlimmere” Mutation B.1.1.7 ab Ende März die dominierende Mutation ist, gehen die Zahlen der Hospitalisierungen, Intensivpatienten und Verstorbenen um 30%-100% nach oben.

Die Berücksichtigung der schwereren Erkrankungen durch B.1.1.7 macht sogar ein neues Szenario 6 nötig, dass nur mit einem nochmals härteren Lockdown (“härter” als April 2020) die Vorhersagewerte in den erträglichen Bereich bringt.

Das mit dem Bremsen muss viel schneller gehen, als wir m.E. in der Lage sein werden, andere, genügend wirksame R-Wert-senkende Maßnahmen landesweit breit auszurollen. Klares, entschlossenes und zeitnahes Handeln ist angesagt. Jetzt!

Szenario 1: Wir machen die Notbremse nicht

Links das altes Modell, rechts das neue Modell (Anklicken zum Vergrößern!):

Insgesamt ergibt das neue Modell 10% weniger Infektionen, aber aber die Anzahl der Todesfälle in der 3. Welle würde bei mehr als dem Doppelten der letzten Vorhersage liegen. Die Intensivstationen haben eine 50% höhere Belastung.

Szenario 2: “Notbremse” zieht ab 22.3.2021

Links das altes Modell, rechts das neue Modell:

Das neue Modell zeigt eine deutlich höhere Belastung der Kliniken und 10.000 Todesfälle mehr in der 3. Welle

Szenario 3: Notbremse eine Woche später am 29.3.2021

Links das altes Modell, rechts das neue Modell:

Die Dritte Welle würde in dieser Modellrechnung um 50% schlimmer über die Kliniken hinwegrollen als in meiner alten Berechnung, die Anzahl der Todesfälle verdoppelt sich.

Szenario 4: Wir bekommen ein Brems-chen zum 29.3.2021

Links das altes Modell, rechts das neue Modell:

Dieses Szenario ist von der Gesamtanzahl der Fälle etwas besser mit dem neuen Modell, die Anzahl der Verstorbenen der 3. Welle liegt beim Doppelten.

Szenario 5: Keine Verschärfung bis 5.4.2021 => Lockdown nötig

Links das altes Modell, rechts das neue Modell:

Auch dieses Szenario mit dem harten Lockdown zeigt sich im Modell durch die Berücksichtigung der heftigeren Erkrankungen wegen B1.1.1.7 nochmal deutlich dramatischer. Die Gesamtanzahl der Fälle sinkt zwar etwas, aber die Anzahl der Todesopfer der 3. Welle liegt bei 34.000 statt vorher bei 18.000. Der Ansturm auf die Kliniken fällt mehr als doppelt so hoch aus wie im Dezember.

Neues Szenario 6: Sehr harter Lockdown ab 5.4.2021

Im neuen Modell zeigt sich, dass nur ein sehr harter Lockdown (RWild=0,7) ab 5.4.2021 die auf die Kliniken zukommende 3. Wellen genügend abbremst (aber immer noch 50% mehr Ansturm als im Dez 2020), wie das neue Szenario 6 das hier zeigt.

Dies entspricht einem Lockdown wie etwa im April 2020, oder sogar noch etwas härter.

Nach ca. 6 Wochen hätten wir dann Mitte Mai die 3. Welle hinter uns (mit Inzidenzen um 20). Regional könnten wir also ab Anfang Mai eine NoCovid-Strategie umsetzen.

Als letzter Nachtrag: Wenn dieser harte Lockdown nach 3 Wochen schon wieder beendet werden würde, bekommen wir die 4. Welle, die noch höher liegt als die dritte:

Author: Dirk Paessler

CEO Carbon Drawdown Initiative -- VP Negative Emissions Platform -- Founder and Chairman Paessler AG

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