Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren können jetzt in Deutschland gegen Covid-19 mit dem Impfstoff Comirnaty von Biontech geimpft werden. Ohne Impfung trifft sich im Herbst in den Schulen die verbleibende nahezu vollständig ungeimpfte Bevölkerungsgruppe. Die schnelle Ausbreitung der mehr ansteckenden und mehr krank machenden Delta-Variante (B.1.617.2, “indische Mutation”) in England zeigt uns, wie bei uns die nächsten Monate verlaufen werden. In UK hatten sie 76% Anstieg der Fallzahlen in dieser Woche und Schülerjahrgänge waren besonders betroffen.
Bisher zeigen unsere Kultusministerien wenig Engagement, die Schulen auch für Ungeimpfte wirklich sicher machen zu wollen (Luftfilter?), denn die Aerosol-Übertragung wird praktisch ignoriert. Also bleibt nur die Impfung!?
Am Ende geht es nicht um “Impfung ja oder nein?” sondern: Wird mein Kind Antikörper gegen Covid-19 durch Infektion oder durch Impfung entwickeln? Prof. Drosten sagt ganz klar: “Wer sich nicht impfen lässt, wird sich unweigerlich infizieren.”
Eltern müssen nun entscheiden ob oder wann der Nachwuchs geimpft werden soll. Eine sehr persönliche Entscheidung, die man richtig machen möchte. Also braucht man Grundlagenwissen. Ich habe hierzu verschiedene Quellen zusammengestellt, die vielleicht auch anderen bei dieser Entscheidung helfen.
Wie funktionieren RNA Impfstoffe?
Das wird in diesem Video vom RKI gut erklärt:
Zulassung und/oder Empfehlung?
Die EU-Kommission hat die Biontech/Pfizer-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren am 31.5.2021 zugelassen. Sie bestätigte mit der Zulassung der Vakzine eine entsprechende Empfehlung der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) von der vorhergehenden Woche. Damit kann der Impfstoff jetzt in Deutschland bei Jugendlichen angewendet werden.
In den USA wurden in den ersten 2,5 Wochen nach Zulassung (Mitte Mai) bereits 2,5 Mio Jugendliche geimpft. In Österreich wird die Impfung empfohlen. Die Schweiz hat den Impfstoff gestern zugelassen. UK ebenso. In Frankreich können unter-18-Jährige ab 16.6. geimpft werden, es wird sogar diskutiert, ob die Impfung im Herbst Voraussetzung für den Schulbesuch wird.
Für Montag wird das Statement der STIKO (Ständige Impf-Komission) erwartet, die dem Vernehmen nach Comirnaty nicht allgemein für 12-16 Jährige empfehlen wird (aber auch nicht ablehnend sein wird). Die gleiche Aussage macht die STIKO auch für die Influenza-Impfung bei Jugendlichen.
Jetzt kommt m.E. der wichtigste Link in diesem Artikel: Besonders lesenswert bzw. hörenswert ist der Corona Update Podcast des NDR vom letzten Dienstag, bei dem Virologin Sandra Ciesek mit dem STIKO Chef Mertens über dieses Thema spricht (gibt es auch als PDF zum Lesen). Dabei argumentiert Mertens damit, dass noch nicht genügend Daten vorliegen für eine abschließende Beurteilung. Eine Abwesenheit von Daten ist aber neutral und kein Gegenargument, wie das hier und da dargestellt wurde.
Dazu eine Anmerkung von meiner Seite: Was wir in dieser Pandemie aus meiner Sicht lernen sollten, ist: Wenn wir warten bis wir “gute Daten haben” und erst dann Entscheidungen treffen, kommen wir zu spät.


Welche Risiken haben 12-16-Jährige durch COVID-19?
Natürlich ist Covid-19 für Jugendliche und Kinder nicht so gefährlich wie für Erwachsene oder gar alte Menschen. Und doch werden die folgenden ernsten Risiken durch eine Impfung fast komplett vermieden:
- Risiko im Krankenhaus behandelt zu werden liegt bei 1-3%.
- Risiko für LongCovid liegt bei mindestens 2%, die Datenlage ist noch unscharf, aber deutet auf höhere Werte hin, eher auf 10%.
- Risiko für MISC oder PIMS liegt bei 0,1-0,2%.
- Direkte Corona Krankheitslast bisher bei Kindern in der Altersgruppe 12-15 in DE: 188k positiv getestete (+ unbekannte Dunkelziffer) => 1.800 Krankenhauseinweisungen (=1%) => 18 Intensivpflichtig (=1%) => 2 Todesfälle (beide waren schwer vorerkrankt)
- Das Todesrisiko bei Covid scheint bei Kindern in der Größenordnung wie bei Influenza zu sein.
Das erscheinen alle eher kleine Risiken zu sein. Auch der Vergleich zu Influenza klingt so, als wäre das alles nicht so schlimm. Aber es gibt einen großen Unterschied: Die Ungeimpften werden in den nächsten 1-2 Jahre ALLE die Infektion durchmachen – das sind Millionen. Zum Vergleich gibt es in einem normalen Influenza-Jahr nur 100.000 bis 200.000 Influenza Fälle, die 500-1.000 Todesfälle verursachen. Bei 30 Millionen Ungeimpften im Herbst 2021 sind wir beim 300-fachen, davon sind 11 Mio zwischen 5 und 20 Jahren alt – wenn 3% davon ins Krankenhaus müssen, sind das 330.000 Patienten.
Der Punkt ist also: Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass unsere Kinder bald eine Influenza durchmachen werden, aber es ist nahezu sicher, dass sie Covid-19 bekommen werden, weil das Virus endemisch werden wird und hoch ansteckend ist, weil wir nicht genügend Herdenimmunität erreichen werden um es aufzuhalten und weil wir als Gesellschaft nicht einmal versuchen, die Ansteckungen gegen null zu bringen.
Kinderärztin @KinderdocNina schreibt dazu auf Twitter:

Bleibt also am Ende nur die Frage “wann” und nicht “ob”?
Ich gehe davon aus, dass bei uns die 4. Welle – ausgelöst durch die Delta-Variante – der Impfbereitschaft in allen Altersgruppen im Spätsommer/Herbst nochmal einen erheblichen Boost geben wird. Auch dann werden die Impfstoffe noch knapp sein. Die Bundesregierung will aktuell 6,4 Mio Impfdosen für Jugendliche bereitstellen (worüber man vom ethischen Standpunkt her vortrefflich streiten kann).
Erst 8 Wochen nach der ersten Impfung (2. Impfung + 2 Wochen) hat man den vollen Impfschutz, das ist bei Jugendlichen nicht anders als bei Erwachsenen. Wir impfen also gegen die Zeit.
Hier noch ein Video mit Statements von Ethik-Rat-Vorsitzender Prof. Elena Buyx, selbst Ärztin, mit dem Titel “Ich würde meine Kinder impfen lassen”.
Hier spricht Frau Prof. Buyx über die nicht existierenden langfristigen Nebenwirkungen:
Und zum Schluss noch ein Satz von Prof. Drosten zur Impfung:
Aus Elternperspektive wäre mein Kind geimpft. Klarer Fall. Dieses Risiko möchte ich nicht.
Prof. C. Drosten im Interview https://www.republik.ch/2021/06/05/herr-drosten-woher-kam-dieses-virus

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