Das ist jetzt echt Geschwindigkeit drin: von Inzidenz knapp 70 auf über 100 in nur einer Woche?! Meine Modell-Vorhersage vor 1 Wochen lag bei 92 für heute 92, vor 2 Wochen lag die Vorhersage für heute bei 79.
Eine derartige Beschleunigung der Wachstumsdynamik ist gar nicht gut. Wenn ich diese aktuelle Dynamik mit meinem Modell weiterrechne sind wir um den 15.11.2021 etwa bei Inzidenz 300 (=Ende Kalenderwoche 8.11.) mit noch weiter steigender Tendenz.

Mein Modell rechnet ab Inzidenz 200 mit ersten Verhaltensänderungen, daher beugt sich die rote Linie am Ende schon etwas nach rechts.
Wenn sich der aktuelle starke Wachstums-Trend fortsetzt (womit wir rechnen/planen müssen) – haben wie nach meiner Modellrechnung in 2 Wochen (Woche ab 8.11.) eine Welle in den Notaufnahmen/Kliniken durch Hospitalisierungen, die das Spitzenniveau der 3. Welle vom April pulverisiert und weiter steigt. Und in den Intensivstationen passierte das gleiche nochmal eine Woche später (Woche ab 15.11.).
Wie immer bei der Szenario-Arbeit und bei der Arbeit mit Modellrechnungen geht es hier nicht um die exakte zahlenmäßige Vorhersage der Zahlen für den 8.11. oder 15.11., sondern es geht darum die qualitative Entwicklung zu erforschen.

Also grobe Richtschnur kann man sehen, dass wir etwa beim 3-fachen der aktuellen Inzidenz (also bei ~300) die Anzahl der Hospitalisierungen pro Woche aus der 3. Welle überschreiten werden. Bei den Intensivstationen kommt dieser Punkt etwas später.

Und das ist wohlgemerkt deutschlandweit gerechnet: es gibt ja genügend Regionen, wo die Fallzahlen noch nicht so hoch sind, und andere, in denen es viel früher Probleme geben wird.
Bei dieser Wachstumsgeschwindigkeit könnte es sich jetzt rächen, dass in vielen Bereichen die Politik auf Krankenhausbelegungen usw. schaut, die deutlich später “reagieren” als die Fallzahlen – und die nötigen Gegenmaßnahmen werden zu spät gestartet.
Die offene Frage ist nun: Wie gehen die Bundes/Landes-Regierungen mit dieser Situation um? Wenn man eine Welle für die Kliniken, die deutlich größer ist als die 2/3. Welle, vermeiden will, bleiben weniger als 4 Wochen Zeit um zu handeln. Mit Boostern alleine ist das nicht mehr zu stoppen.
Wen wir dem aktuellen Trend weiter folgen dürfte das 100.000-te Covid-Todesopfer in Deutschland um die Jahreswende zu beklagen sein.
„Der Virologe Christian Drosten erklärte bereits Anfang September, dass er davon ausgehe, dass Deutschland im Herbst noch mal Kontaktbeschränkungen brauche.“
aus spiegel.de
Ähnliche Signale von anderen, die versuchen in die Zukunft zu schauen
Hier noch weitere Ausblicke auf die Zukunft, die ähnlich gelagert sind:
Martin kommt auf 8.000 Hospitalisierungen und 3.000 Betten um den 15.11.2021, bei mir sind es ca. 11.000 Hospitalisierungen und 3.600 Betten:
Und RV kommt auf knapp 70.000 Neuerkrankungen/Tag bzw. 490.000/Woche um den 15.11. (bei mir sind es 250.000/Woche). Der Unterschied von Faktor 2 liegt m.E. daran, dass RV hier “nur” extrapoliert hat und keine Ferieneffekte und Verhaltensänderungen eingerechnet hat.
Annahmen
Folgende Annahmen wurden verwendet:
- Ein Nachlassen der Impfwirkung (-8 Prozent-Punkte pro 10 Wochen, d.h. von 84% Schutz gegen Infektion kurz nach der 2. Impfung auf 76% 10 Wochen später, für 30 Wochen)
- Booster-Impfungen wurden nicht berücksichtigt
- Neue Mutanten wie z.B. AY.4.2. (10% höhere Ansteckungsrate) wurden nicht berücksichtigt
- Ab Inzidenz 200 etwa ab Anfang November bremst die Bevölkerung durch erste Verhaltensänderungen
- Bremsende Ferienwirkungen der Herbstferien sind eingerechnet
- Eine Beschreibung einer älteren Version des Modells gibt es hier, das muss ich mal aktualisieren.
- Verwendete Impfraten:

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