Mal gute Nachrichten aus dem Modell

*Wenn* die aktuellen Sequenzierungs-Zahlen jetzt korrekter sind als die Zahlen bis Anfang Oktober, dann scheint die hohe November Welle durch BQ.1.* und XBB auszufallen.

Was nicht heißt, dass das Gesundheitssystem wenig zu tun hätte.

Die gute Nachricht: Die befürchtete hohe Welle durch die Immun-Escape-Varianten im November und Dezember scheint erstmal auszufallen. Aber das Infektionsgeschehen geht auch nicht gerade “auf null” im Winter.

Durch Nachlassen des Wachstums-Vorteils der Level 5-Varianten (u.a. BQ.1.* und XBB) seit Anfang Oktober (eine neue Situation, die wir bisher bei keinem Varianten-Übergang bisher hatten) ergibt sich im Vergleich zur letzten Modellrechnung eine wesentliche flachere
Inzidenzkurve.

Was aber nicht über den stetig ansteigenden Dunkelziffer-Faktor hinwegtäuschen kann, der Blick auf die ITS-Belegung und Hospitalisierungen zeigt, dass eine viel niedrigere Inzidenz jetzt immer noch zu hohen Belastungen für das Gesundheitssystem führt.

Auch wenn die Kurve der @DieDgina Notaufnahme Ampel sich verschoben hat zu den Zahlen des RKI (ggf. durch Veränderungen im Melde/Bewertungs- System?) deutet der Wert für letzte Woche darauf hin, dass die Zahlen des RKI auch weiter sinken werden – zumindest für 1-2 Wochen.

Trotzdem bleiben die Belastungen für die Kliniken durch COVID-Patienten den ganzen Winter sehr hoch in dieser Modellrechnung.

Für die ITS scheint es keine neue hohe Welle durch COVID zu ergeben, aber die Dauerbelastung bleibt hoch.

Hier sieht man, dass das Modell für den Dezember auch ohne BQ.1.* und XBB nochmal eine kleine Welle für BA.5 berechnet hat, die von den Weihnachtsferien und dem sich dann drehenden Saisonalitäts-Trend beenden würde.

Wenn sich die neuen Varianten stärker durchgesetzt hätten, hätten sich für den Krankenstand im Nov/Dez hohe Werte ergeben. Jetzt bleibt das in einem gewissen Rahmen, wenn auch deutlich erhöht.

In Frankreich, wo BQ.1.* schon viel erreicht hatte, geht sogar die absolute Zahl der Infektionen der BQ.1.* nach unten.

Hier ist ein weiterer Thread mit Diskussion über diese Entwicklung, der aber auch keine ausfüllende Erklärung liefern kann.

Im schlimmsten Fall ist es so, dass wir unser Zahlen-Erhebungssystem inzwischen so weit kaputtgewirtschaftet und runtergeschraubt haben, dass es – in Kombination mit ständig steigernder Dunkelziffer – immer schwerer oder gar unmöglich wird, ein Stück in die Zukunft zu schauen.

Wie wir uns dann, wenn es doch noch zu einer richtig fiesen Variante kommen sollte, auf diese vorbereiten sollen, bleibt das Geheimnis der Entscheidungsträger. Das Potential für Mutation ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Abschliessend ein Rückblick auf das Modell von vor 18 Tagen: Durch die falschen (?) Zahlen der Sequenzierungen für BQ.1* und XBB lag das Modell deutlich zu hoch.

Das ist jetzt wieder gefundenes Fressen für alle diejenigen, die sich nicht so viel mit Exponential-Funktionen beschäftigen. Modell-Alltag bei pandemischen Prozessen! 🤷‍♂️

"when you are wrong about exponential growth rates, you are exponentially wrong" (stolen from @BristOliver)

Originally tweeted by Dirk Paessler (@dpaessler) on November 7, 2022.

Author: Dirk Paessler

CEO Carbon Drawdown Initiative -- VP Negative Emissions Platform -- Founder and Chairman Paessler AG