Neue Modellrechnung

Der lange Sommer hält Fallzahlen etwas länger unten als von meinen Modellen bisher erwartet => neue Modellrechnung nötig.

Diesmal ist hier echt viel los und die Unsicherheiten für die nächsten 2-4 Wochen sind gross. Erst dann wird Herbst klarer abschätzbar.

Damit das im Juni/Juli auf BA.5-kalibrierte Modell im August die Hospitalisierungen und ITS-Belegung korrekt nachbilden kann, muss ich um 30-60% höhere Inzidenz-Werte modellieren, als vom RKI gemeldet.

Vermutung: Infektionsketten, die z.T. im Ausland abgelaufen sind, enden in schweren Fällen in D. Außerdem wird in den Ferien allgemein weniger getestet => erhöhte Dunkelziffer. Ähnlich war das
im August 2021 auch.

Diese "Mehr" an Infektionen muss nicht zwangsläufig in D stattgefunden haben, aber die Enden der Infektionsketten landen halt bei uns im Krankenhaus.

In der Modellrechnung "würgen" die Herbstferien und die (möglichen?) Maßnahmen des IfSG (optimistisch nehme ich -10% Wirkung auf R-Wert an) die Welle regelrecht ab, ein deutlich schmalerer "Zacken" als ohne diese beiden Bremsfunktionen.

Die Modellrechnung berücksichtigt Impfraten, erworbene Immunität (jeweils mit der Zeit sinkende Schutzwirkung), Saisonalität (wobei ich die Sommer-Phase um 3-4 Wochen verlängern musste), Verhaltensänderungen bei steigenden Inzidenzen, Wirkung der versch. Ferien, sowie…

… sowie die Annahme, dass ab Anfang Oktober durch Maßnahmen, die das kommende IfSG möglich macht, eine Absenkung des R-Werts von -10% eintritt.

Modellrechnung berücksichtigt nur BA.5, keine anderen Varianten. Wie es mit neuen Varianten weitergeht, bleibt vorerst unklar. Ein ganzer Zoo von Varianten ist bereits unterwegs, es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich bis Herbst eine oder sogar mehrere Varianten auf den Weg…

… machen BA.5 abzulösen und, wenn sie einen Immun-Vorteil oder R-Vorteil haben, für die nächste Welle.

Durch die stark erhöhte Dunkelziffer zeigt die Modellrechung im Oktober bei ähnlichen Inzidenzen wie im März erheblich höhere Hospitalisierungen.

Die Hospitalisierungen, die die ZNAs melden, die an der @DieDgina Notaufnahme Ampel teilnehmen, zeigen bereits eine Trend-Wende nach oben (gelb). Dies erwartet meine Modellrechnung ebenfalls.

Es ist sehr zu hoffen, dass diese Modellrechnung
für die Hospitalisierungen so nicht eintritt, z.B. wenn Schutz vor Krankenhaus höher ist als modelliert.

Auch die ITS-Belegung steigt in der Modellrechnung im Oktober auf wesentlich höhere Werte als im März bei ähnlichen offiziellen Inzidenz-Zahlen (steigender DZF).

Aktuell größte Unsicherheiten in der Modellierung: Höhe der durch Infektionen im ersten Halbjahr erworbenen Immunität und weiterer Verlauf der Varianten. Beide Eigenschaften könnten weiteren Verlauf auch ganz anders aussehen lassen. Wissen wir in 2-3 Wochen besser.

RÜCKBLICK: (uralte) Modellrechnung vom 3.7. (rosa/gepunktet) hält sich wacker: Der qualitative Verlauf wurde korrekt berechnet, Werte für akt. Woche liegen nur um 50-100% zu hoch, weil Ferien-Wetter-Effekt unterschätzt wurde, was dazu führt, dass Anstieg zu früh modelliert wurde.

Wenn man sich Hospitalisierungsraten in **allen Altersgruppen** ansieht (RKI-Zahlen!), erkennt man ein steiles Ansteigen der Quoten ab Beginn der Ferienzeit – ohne Variantenwechsel. Da fehlen also im Nenner der Quote die ungezählten, nicht getesteten Fälle oder die im Ausland.

Link zur aktuellen Auswertung der @DieDgina Notaufnahme Ampel:

Originally tweeted by Dirk Paessler (@dpaessler) on September 3, 2022.

Author: Dirk Paessler

CEO Carbon Drawdown Initiative -- VP Negative Emissions Platform -- Founder and Chairman Paessler AG