Klima: Warum wir negative Emissionen brauchen

Es wird wärmer wenn mehr CO₂ in der Atmosphäre ist. Das ist die eine grundlegende Wahrheit, aus der wir in wenigen Sätzen herleiten können, warum wir unseren CO₂-Ausstoß stoppen müssen und danach “negative Emissionen” brauchen. Erst wenn wir CO₂ aus der Luft holen und permanent wieder im Boden verstauen drehen wir die Verbrennung von fossilen Brennstoffen um, mit der wir uns über die letzten 150 Jahren in die Klimaerwärmung reingeritten haben.

Ausgehend von der “First Principles”-Denkweise – möchte ich im Folgenden herleiten, warum wie negativen Emissionen brauchen, und wie wir das dann praktisch anstellen. Und, das kann ich jetzt schon versprechen, mit einem Denken in Analogien würden wir dabei krachend scheitern.

Die auf einfache Denkschritte reduzierte Argumentation baut sich auf wie folgt:

  • CO₂ in der Luft erwärmt die Atmosphäre, je mehr CO₂ desto wärmer wird es.
  • Wir Menschen emittieren jedes Jahr mehr CO2 in die Atmosphäre statt weniger
  • Es ist jetzt schon so warm, dass unser Leben bedroht ist, und es wird noch schlimmer.
  • Wir müssen folglich als erstes aufhören, neuen Kohlenstoff zu emittieren.
  • Erst wenn wir die “Netto-Null” geschafft haben, wird es zumindest nicht mehr noch wärmer – und doch ist das nur die halbe Arbeit.
  • Danach müssen wir den Kohlenstoff wieder aus der Atmosphäre holen, damit es wieder kühler wird, und das Leben auf der Erde geschützt wird.

Damit haben wir geklärt, dass wir negative Emissionen brauchen. Aber wie machen wir das?

  • Die Menge an Kohlenstoff, die wir in 150 Jahren bereits aus dem Boden geholt haben, ist so gross wie die gesamte globale Biomasse vor 1850 schon war. Alle Bäume, Pflanzen, Tiere, Fische, Insekten, alles zusammen.
  • Wenn wir also den überzähligen Kohlenstoff einfangen, haben wir keinerlei Nutzungsbedarf für diese unglaubliche große Menge. Das ist also größtenteils wertloser Müll, den wir bisher ungestraft in die Luft geblasen haben und für dessen Entsorgung wir nun eben nachträglich bezahlen müssen. 
  • Der CO₂-Preis der Vergangenheit, der quasi bei null lag (wir durften alle unseren CO₂-Müll kostenlos in die Luft pumpen), hatte die falschen Anreize geschaffen und keiner hat über seinen Ausstoß nachgedacht.
  • Der einzige verbleibende Weg ist diesen Kohlenstoff industriell wieder in oder unter die Erde zu bringen, dahin wo wir ihn in den letzten 150 Jahren hergeholt haben.
  • Mehr als die Hälfte des überzähligen Kohlenstoffs in der Luft haben wir in den letzten 30 Jahren dorthin bewegt, dieser Vorgang liegt also in der Größenordnung menschlicher Maßstäbe und Fähigkeiten. Und wenn wir das in einer Richtung können, können wir das über einige Jahrzehnte auch in die andere Richtung.. 
  • Wir brauchen also negative Emissionen, und zwar in einer Form die permanent ist, schnell genug abläuft, die Umwelt nicht auch noch über Gebühr zusätzlich belastet und irgendwie auch noch bezahlbar bleibt. Und wir können das auch.

Das Ergebnis unserer Überlegungen ist, dass wir eine völlig neue Branche, die CO₂-Industrie, aufbauen müssen, die in 20-30 Jahren mehrfach so groß sein muss, wie die heutige globale Ölindustrie. Mit linearem Denken kommen wir da nicht hin. Da würden wir die Konzepte der Vergangenheit irgendwie versuchen zu optimieren – und scheitern.

Im “United Nations Emissions Gap Report” wird berechnet, dass wir in 2030 noch 12-18 Gigatonnen CO2 zu viel in die Luft packen um das 2°C Ziel zu erreichen, wenn wir nicht bald die Emissionen drastisch absenken. Und selbst wenn wir deutlich absenken, es wird immer noch einen Bedarf für negative Emissionen geben.

Das wird alles andere als einfach.

Auf der Website meines Klima-Startups kannst Du weiter lesen!

Author: Dirk Paessler

CEO Carbon Drawdown Initiative -- VP Negative Emissions Platform -- Founder and Chairman Paessler AG

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