In persönlichen Gesprächen und auch in der öffentlichen Diskussion fällt mir immer wieder auf, wie wenig die grundlegenden Fakten zum Thema Klima bekannt sind – obwohl sie uns alle betreffen. Hier ist mein Beitrag diese Situation ein bisschen zu verbessern: eine Serie von kurzen Artikeln, die man jeweils in 3 Minuten lesen kann, zum Thema Klima und CO2.
In diesem ersten Artikel möchte ich versuchen, die aus meiner Sicht wichtigsten Basis-Informationen zum Thema zusammenzutragen. Zusätzlich gibt es noch zwei weitere 3-Minuten-Artikel zu den Folgen der Erwärmung und den möglichen Maßnahmen zur CO2-Reduzierung.
Hinweis: Das Thema Klimaerwärmung ist ungemein kompliziert und ich vereinfache hier einige Punkte bewusst, um es für den Leser verständlicher zu machen und um die Kernpunkte präziser herauszuarbeiten.
Die beiden CO2-Sünder-Generationen
Meine Generation und die Generation meiner Eltern werden in der Geschichte der Menschheit für immer eine ganz besondere Rolle einnehmen: In unseren Lebensspannen haben wir Menschen den Anteil an CO2 in der Atmosphäre von etwa 300 ppm (ca. 1930) auf 450 ppm (ca. 2050) angehoben, insbesondere indem wir Kohlenstoff in Form von Kohle, Öl und Gas in kaum vorstellbaren Mengen aus der Erde geholt und verbrannt haben (Quelle).
Mit der Energie aus dem Boden haben wir eine immense Entwicklung der Lebensumstände der Menschen erreicht, aber auch das Klima des Planeten für lange Zeit verändert, denn der Kohlenstoff bleibt (sehr vereinfacht gesagt) einfach in der Luft. Das Blöde am CO2: Es ist unsichtbar und geruchlos, wir können also unseren riesigen CO2-“Müllhaufen” in der Luft nicht sehen.
“ppm” steht für parts-per-million, aktuell sind wir bei 410 ppm, also haben wir 410 CO2-Teilchen in 1 Million Teilchen der Luft, oder 0,04%. Irgendwie ist das unglaublich wenig, aber die paar CO2 Moleküle verursachen trotzdem den sogenannten Treibhaus-Effekt, der unsere Atmosphäre erwärmt. Die Erwärmung hängt dabei direkt ab vom CO2 Anteil in der Luft, wenn wir also weiter CO2 ausstossen, wird es nur noch wärmer.
Hierbei handelt es sich um wissenschaftlich bewiesene Fakten, das sind schon lange keine Vermutungen mehr (Quelle). Eigentlich kennen wir die Zusammenhänge schon seit den 1980er-Jahren, haben sie aber leider bisher ignoriert.
Erwärmung
Die sich durch Treibhausgase ergebende Erwärmung ist sowohl in ihrer Temperatur-Differenz als auch in ihrer Geschwindigkeit ohne Beispiel in der Vergangenheit. Der folgende Graph zeigt die Entwicklung der globalen Temperatur der letzten 20.000 Jahre. Der blaue Bereich zeigt den Zeitraum nach der letzten Eiszeit in der sich unsere gesamte Zivilisation entwickelt hat. Das ist die “sichere Zone”, damit kommen die Menschen klar. Aber seit etwa 100 Jahren bewegen wir uns steil nach oben (rote Linie).

In dieser Geschwindigkeit können wir unsere Zivilisation, unsere Infrastruktur und unsere Städte nur schwer an die Folgen wie Hitze, Dürre, Ansteigen des Meeresspiegels anpassen. Von der Natur, den Pflanzen und Tieren ganz zu schweigen.
Ausblick bis 2050
Unabhängig davon, was wir in den nächsten 30 Jahren tun, in 2050 wird in München das Klima herrschen, das vorher in Mailand geherrscht hat, London bekommt das Klima von Barcelona, und Madrid das Klima von Marrakesch (Quelle). Für schönes Wetter im Urlaub muss also kein Deutscher mehr nach Südeuropa reisen. Dafür wird es für Existenzgründer zunehmend interessant, in Mitteleuropa Klimaanlagen zu verkaufen.
Wir erleben eine Verschiebung der Klimazonen nach Norden (Quelle) und damit verschieben sich auch die Grundlagen für Vegetation und Tierleben. So sehen wir jetzt zum Beispiel schon das Waldsterben 2.0, die fränkischen Wälder werden sich auf Baumarten umstellen müssen, die jetzt in Südfrankreich wachsen (Quelle). Einige Landschaften der Erde werden wegen Hitze oder steigendem Meeresspiegel unbewohnbar werden, dies wird auch zu Migrationsbewegungen der Menschen führen.
Mehr: Die Folgen der Klimaerwärmung in 3 Minuten
Was tun?
Im Paris-Vertrag hat sich die Menschheit aus guten Gründen vorgenommen, die Erwärmung auf unter 2 °C besser 1,5 °C zu begrenzen. Weil die Erwärmung direkt abhängig ist vom CO2 in der Atmosphäre können wir unser verbleibendes “CO2-Budget” ausrechnen, das wir noch ausstossen können (ca. 360 Gigatonnen CO2). Danach dürfte kein weiteres CO2 mehr dazu kommen, oder wir verpassen unser Ziel. Bei der aktuellen Ausstoss-Rate (42 Gigatonnen/Jahr) ist unser restliches CO2 Budget in 9 Jahren aufgebraucht. Wenn wir den Ausstoss senken, bekommen wir etwas mehr Zeit.
Daher ist es wichtig so schnell wie möglich den Ausstoss dort zu senken wo es am einfachsten ist, damit wir mehr Zeit bekommen für die harten Brocken. Viel Wald neu pflanzen ist übrigens hilfreich, aber nicht annähernd als Lösung ausreichend (Quelle).
In nur 30 Jahren müssen wir unsere gesamte Zivilisation und Technik auf CO2-Neutralität umstellen, bis dahin bin ich 80 Jahre alt und werde diesen Prozess also noch miterleben (und mitgestalten, wenn ich kann).
Da wir einige Prozesse nicht völlig ohne CO2-Ausstoss betreiben können (z.B. Zement-Herstellung) und weil wir nach meiner Einschätzung nicht schnell genug handeln werden, werden wir sogar anfangen müssen, das CO2 mit gigantischem Aufwand aus der Atmosphäre wieder herauszuholen.
Die Aufgabe ist schaffbar, dass sagen uns die Wissenschaftler. Wir wissen technisch jetzt schon genau, was wir tun müssten. Wir müssen nur noch damit anfangen. Der Schlüssel dazu liegt ganz klar bei der Politik und den Gesetzgebern, diese müssten sehr rasch entsprechende neue Gesetze erlassen, weltweit.
Was jeder Einzelne und wir alle als Gesellschaften und Weltgemeinschaft tun können beschreibe ich in: Mögliche Maßnahmen zur CO2 Reduktion in 3 Minuten.
Lese-Empfehlungen
Ich kann jedem, der sich für das Thema interessiert, nur empfehlen den letzten Bericht des Weltklimarats IPCC zu lesen, gut geeignet ist z.B. Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung (pdf). Hier haben sich weltweit unter Führung der UNO die Klima-Forscher aller Länder auf eine gemeinsame Beschreibung der Lage abgestimmt.
Wikipedia über IPCC: “Die Sachstandsberichte des Weltklimarats gelten in der Wissenschaft als glaubwürdigste und fundierteste Darstellung bezüglich des naturwissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Forschungsstandes über das Klima und seine Veränderungen sowie über Möglichkeiten des Umgangs damit.”
Das ist somit wohl eher noch zurückhaltend formuliert und liest sich doch schon ausreichend ernst. Der Bericht richtet sich an die Politiker der Welt. Man fragt, ob das irgendeiner von denen gelesen hat.
“Durch ihre Zustimmung zum IPCC Sonder-Bericht erkennen 195 Regierungen den wissenschaftlichen Sachstand an. Somit kann später niemand sagen, er habe es nicht gewusst.“
Christiane Textor, Leiterin der dt. IPCC-Koordinierungsstelle (Quelle)
2 thoughts on “Die Grundlagen der Klimakrise (in 3 Minuten)”
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