Unsere Optionen zur Reduktion unserer CO2-Emissionen (in 3 Minuten)

In diesem Artikel versuche ich in 3 Minuten erklären, was wir tun können (und müssen) damit wir die Klimaerwärmung auf unter 2° begrenzen, so wie es die Nationen der Welt im Paris-Vertrag mit gutem Grund vereinbart haben.

In persönlichen Gesprächen und auch in der öffentlichen Diskussion fällt mir immer wieder auf, wie wenig die grundlegenden Fakten zum Thema Klima bekannt sind – obwohl sie uns alle betreffen. Hier ist mein Beitrag, diese Situation ein bisschen zu verbessern: Einige kurze Artikel, die man jeweils in 3 Minuten lesen kann, zum Thema Klima und CO2 (zum Einleitungs Artikel).

Hinweis: Das Thema Klimaerwärmung ist ungemein kompliziert und ich vereinfache hier einige Punkte bewusst, um es für den Leser verständlicher zu machen und um die Kernpunkte präziser herauszuarbeiten.

Wieviel CO2 stossen wir aus?

Durch das Verbrennen von Brennstoffen aus der Erde stoßen wir zur Zeit etwa 40 Gigatonnen CO2 pro Jahr aus:

Quelle

Dass die steil ansteigende Kurve in den letzten paar Jahren gebremst hat, ist ein erstes Hoffnungszeichen. Aber trotzdem: Diese Kurve soll sich in 30 Jahren bis 2050 steil der Null nähern – eine riesige Aufgabe für die Menschheit.

Der CO2 Ausstoß pro KWh ist unterschiedlich, Kohle ist am schlimmsten: es bringt schon etwas Kohle durch Öl und Öl durch Gas zu ersetzen, das senkt den Ausstoß jeweils um ca. 20% (Quelle).

Wo kommt der meiste Ausstoss her?

Die folgende Grafik zeigt den Ausstoß aller Treibhausgase (umgerechnet in CO2) aufgeschlüsselt nach Sektoren.

Quelle

Neben dem größten Brocken Energieerzeugung (46%) verteilen sich die restlichen Emissionen auf 8 andere größere Posten. Damit wird klar, dass die Aufgabe der Absenkung der Ausstösse eine hochkomplexe Sache wird, weil man in ganz vielen Bereichen ansetzen muss.

Schauen wir uns die großen Posten kurz einzeln an:

Energie: Was tun?

Es ist klar, was wir tun müssen, um den Ausstoß durch Energieerzeugung abzusenken: Wir müssen auf regenerative Energiequellen umstellen: Solar, Wind, Wasser, Bio-Kraftstoffe. Das wird unsere Landschaften weiter verändern, wir brauchen noch viel mehr Windräder und wir brauchen Solaranlagen auf jedem dafür geeigneten Dach und viele Energiespeicher. Dabei sagen die Fachleute, dass die Energie möglichst dort erzeugt werden sollte, wo sie gebraucht wird, so daß keine großen&langen Versorgungsnetze aufgebaut werden müssen.

Schön sind viele Windräder in der Landschaft nicht. Aber notwendig. Und “kostenehrlich”: Diejenigen, die den Nutzen (=Strom) haben, haben auch mit dem Folgen (=Windrad) zu leben. Und nicht die nachfolgenden Generationen oder die Menschen in den armen Teilen der Welt, die noch viel mehr unter dem Klimawandel leiden werden als wir in Europa.

In einer Studie in Joule wurde 2017 berechnet, wie viel Fläche der Erde für Solar und Wind verwendet werden müsste, um bis 2050 bei Null Emissionen herauszukommen: 0,22% für Photovoltaik-Anlagen (plus Anlagen auf Häusern, die schon stehen) und 0,92% für landbasierte Windfarmen. Die Studie rechnet auch noch vor, dass das Ganze auch wirtschaftlich funktioniert (!) und 27 Millionen zusätzliche Jobs schafft (Quelle).

Die Machbarkeit einer weltweit 100% regenerativen Elektrizitäts-Erzeugung wurde inzwischen vielfach wissenschaftlich bestätigt (Quelle).

Übrigens: Wenn wir einfach ab sofort weltweit keine neuen fossil-betriebenen Kraftwerke mehr bauen, und nur noch die bestehenden Kraftwerke bis zum Ende deren Laufzeit verwenden, wären wir schon bei über 1,5 °C Erwärmung nur durch Strom-Produktion. Wir müssen diese Anlagen also schneller ersetzen und die sinkenden Kosten für regenerative Alternativen lassen dies auch immer wahrscheinlicher erscheinen (Quelle).

Also: => Machbar

Transport: Was tun?

Dieser Sektor mit 11% Anteil enthält Straßenverkehr, Zugverkehr und Flugzeuge im nationalen Verkehr (also z.B. keine Containerschiffe oder internationale Flüge).

  • PKW/LKW: Wir haben heute bereits die nötige Technik und auch die nötigen Rohstoffe sind ausreichend vorhanden um auf elektrische Autos umzusteigen. Nur die Hersteller und Auto-Käufer müssen umschalten. Auf der Erde fahren zur Zeit ca. 1,5 Milliarden PKWs herum. Pro Jahr können wir Menschen ca. 100 Mio neue Autos bauen. Wenn wir (sehr bald) nur noch elektrische Autos bauen, können wir den CO2 Ausstoss durch PKW in 15 Jahren auf null bringen. Für LKW dürfte es ähnlich sein. Da wir parallel die Emissionen durch Erzeugung von elektrischer Energie auf null bringen (s.o.) werden auch die Fahrzeuge ohne Emissionen gebaut und gefahren. Aus meiner Sicht werden das fast alles Batterie-betriebene Autos sein (siehe Blog-Artikel zu Wasserstoff vs. Batterie) bis auf Sonder-Anwendungen. Natürlich gibt es dafür noch einige Herausforderungen zu meistern: Die Produktion von Batterien in die nötige Dimension aufbauen, genügend Ladestationen in Wohn-Gebieten und Ballungsräumen aufstellen, usw. Anmerkung: Lithium und die anderen Materialen für Batterien gibt es genug (Quelle)
    Also: => Machbar
  • ÖPNV: Der öffentliche Nahverkehr muss so attraktiv sein, dass die Menschen das Auto stehen lassen oder abschaffen. Im Schnitt gibt jeder Deutsche pro Jahr €162 für den ÖPNV aus. Wie wäre es stattdessen mit einem Bürger-Jahresticket für €365 Euro, mit dem man das ganze Jahr alle ÖPNV in ganz Deutschland fahren darf, also für €1 pro Tag (Quelle)?
    Also: => Machbar
  • Züge: Alle Strecken elektrifizieren mit grünem Strom bitte. Nur 60% des Schienennetzes in Deutschland ist elektrifiziert (Quelle), insbesondere im Regionalverkehr fahren noch Dieselloks, damit ist der Ausstoss pro Personenkilometer nur 50% besser als ein Auto (Quelle).
    Also: => Machbar
  • Fliegen: Es entspricht in keinster Weise dem wahren Kosten wenn man mit dem Flugzeug billiger von München nach Berlin kommt als mit dem Zug. Ein Flug für €299 nach Thailand ist auch nicht kostenehrlich, der Schaden für die Atmosphäre liegt bei einem Vielfachen davon. Fliegen muss viel teurer werden. Übrigens: Die Fernflüge der reisefreudigen Deutschen sind das größere Problem, die erzeugen 10 mal so viel CO2 wie die Inlandsflüge (Quelle).
  • Flugzeuge, Schiffe: Für hohe Reichweiten brauchen wir viel Energie bei niedrigem Gewicht, das wird bis auf weiteres nur mit Kerosin/Schiffsdiesel machbar sein. Also müssen wir diese Treibstoffe CO2-neutral produzieren, statt aus dem Boden zu holen. Versuchsanlagen gibt es schon, die internationale Luftfahrt rechnet bereits ab 2035 mit dem Einsatz dieser Treibstoffe (Quelle).
    Also: => Machbar

Zwischenwertung

Mit den beiden Sektoren Transport und Energie hätten wir dann also schon 67% der Treibhausgase erledigt bis hier, wir wissen was zu tun ist und können loslegen. Die Nationen müssten nur noch die passenden gesetzlichen Regelwerke erlassen (Massiver Ausbau von Solar und Wind, CO2 Steuer, Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor ab Jahr X, keine Steuerbefreiung mehr für Flugverkehr, keine neuen fossilen Kraftwerke mehr).

Das verbleibende Drittel

Um unter 3 Minuten bleiben zu können, gehe ich auf die anderen Posten hier nur kurz ein, demnächst dann in einem eigenen Blogpost.

  • Land Use und Agriculture machen zusammen 21% der Emissionen aus: Die wichtigsten Maßnahmen sind bekannt: Keine (Ur-)Wälder roden, sehr sehr viele Bäume pflanzen. Kein Palmöl. Weniger Fleisch essen, und wenn dann lieber Geflügel als Schwein und Rind. Wenn Rind, dann aus Bio-Produktion in Europa, weil in Südamerika die Produktion 3x so viel CO2 erzeugt (Quelle). Selbst noch Fisch aus der schlechtesten Fischfarm ist pro kg besser als das CO2-beste Rindfleisch.
  • Residential & Commercial: Mit 7% sind die CO2 Emissionen durch Haushalte und Firmengebäude verzeichnet, gemeint ist maßgeblich Wärmeerzeugung mit Öl und Gas. Was hier zu tun ist, ist relativ klar: Gebäude isolieren, Brennstoff von Öl auf Gas oder gleich auf regenerative Heizung wie Holz oder Wärmepumpe mit grünem Strom umstellen.

Also: => Machbar

Und neben der Technik?

Bisher habe ich maßgeblich die technischen Lösungen aufgezeigt – ich komme bei Problemlösungen eher von der Technik. Zusätzlich gibt es natürlich auch viele gesellschafts-politische Ansätze und Mittel der internationalen Zusammenarbeit, die uns helfen werden: Wenn man Geld in den ärmeren Ländern in Klimaschutzprojekte investiert, bringt das mehr als wenn man damit die letzten 20% der Häuser in Deutschland isoliert.

=> Die Nationen der Welt müssen mehr kooperieren

Und das reicht dann immer noch nicht!!!

Selbst wenn wir die oben genannten Punkte erfolgreich umsetzen, werden wir zusätzlich noch sogenannte “negative Emissionen” brauchen. Zum Einen bezweifle ich, dass wir schnell genug sein werden mit der Absenkung des CO2-Ausstoßes, zum Anderen ist eigentlich jetzt schon zu viel CO2 in der Luft.

Wir müssen CO2 wieder maschinell unter die Erde packen um 1. unsere zu langsames Bremsen auszugleichen und 2. die Atmosphäre wieder vom überzähligen CO2 zu befreien. Die nötigen Verfahren heißen DAC (Direct Air Capturing, d.h. das Einsammeln von CO2 aus der Luft) und CCS (Carbon Capture and Storage, also das Einsammeln und Speichern des CO2).

Alle Klimamodelle der IPCC gehen davon aus, dass ein nicht unwesentlicher Anteil CCS in der Zukunft nötig sein wird (Quelle). Die nötige Technik existiert bereits (z.B. bei den Firmen Climeworks, Global Thermostat und Carbon Engineering), müßte “nur” hochskaliert werden und das erscheint trotz der gigantischen Dimensionen möglich (Quelle). Der nach Aussage der Wissenschaftler nötige Aufwand wird bis 2100 in etwa 3 mal so groß sein wie aktuell die globale Ölindustrie (deren Abfall ja damit aufgeräumt werden soll) (Quelle, Quelle). Dies wird aber erst wirtschaftlich möglich sein, wenn wir weltweit CO2-Steuern einführen im Bereich €100-200 pro Tonne CO2.

Also: => Machbar

Das Ozonloch zeigt, dass wir es können

Im letzten Jahrhundert haben sich tatsächlich alle Staaten der Welt darauf geeinigt, kein FCKW mehr zu verwenden, weil es die Ozon-Schicht beschädigt und das ein ebenso globales Problem geworden wäre. Das haben wir geschafft und das Ozon-Loch ist jetzt wieder kleiner.

Wir – die Menschen – können also globale Probleme lösen. Das CO2-Thema benötigt einen weltweiten Aufbruch, der größer ist als die Mobilisierung der Allierten im 2. Weltkrieg. Mit der Geschwindigkeit des Apollo-Programms.

Wir müssen nur endlich richtig anfangen damit.

Was kann ICH tun?

Der Schlüssel zur massiven CO2 Reduktionen liegt bei den Regierungen und Gesetzgebern der Welt. Wähle bewusst. Schreibe Deinem Stadtrat, Landrat, Abgeordneten. Unterstütze die Aktivisten von Fridays for Future oder werde selber Aktivist.

Auch mit Deinem eigenen Verhalten als Verbraucher kannst Du Zeichen setzen (Solar-Anlage aufs Dach, grünen Strom kaufen, mehr ÖPNV und Rad fahren, auf E-Auto umstellen, weniger fliegen, usw.). Aber es muss uns bewusst sein, dass das nicht im Ansatz ausreichen wird, solange sich die Regularien nicht ändern.

Author: Dirk Paessler

CEO Carbon Drawdown Initiative -- VP Negative Emissions Platform -- Founder and Chairman Paessler AG

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