Update 4.3.2021:
Es gibt ein Update auf V3 dieses Modells, bitte dort weiterlesen.
Hase oder Igel? Gewinnen die Impfungen oder die Mutationen?
Wir alle sind pandemie-müde, wollen nur noch raus aus dem Lockdown. Brauchen eine Verschnaufpause. Aber die harte Wahrheit ist: Wir haben zwar den Ansturm der zweiten Welle gerade fast niedergerungen, aber mit den Mutationen wie B.1.1.7 gelten jetzt andere Regeln. Man kann sich das schon ein bisschen wie eine weitere Pandemie mit einem ansteckenderen Virus vorstellen, die durch die deutlich höhere Ansteckungsrate schwerer zu kontrollieren ist.
„Wir haben quasi eine Pandemie in der Pandemie in der Pandemie. Das geht so lange weiter, bis wir auch die Ausbreitung der letzten Variante kontrollieren können.“ sagt Biontech-Chef Uğur Şahin im Spiegel in einem insgesamt hoffnungsvollen Interview.
Die nächsten Woche werden geprägt sein vom Für und Wider von Lockerungen und Verschärfungen. Auf oder zu? Wer hat recht? Und was passiert wenn wir mehr auf oder mehr zu machen? Unser Bauchgefühl ist angesichts von exponentielle Pandemie-Arithmetik aber kein guter Ratgeber dabei.
Für solche Fragestellungen holt man sich Hilfe bei der Mathematik, denn die Pandemie folgt sehr simplen mathematischen Konzepten. In der Tat ist der Verlauf der Pandemie sehr gut berechenbar. Dagegen sind die Veränderungen der Regelungen und das Verhalten der Menschen schwer zu berechnen. Und dann ist da noch die Frage, ob wir das Impftempo steigern können. Und was uns das bringt…
Im Folgenden möchte ich ein sehr vereinfachtes Prognose-Modell vorstellen, mit dem wir für die Pandemie bis Ende 2021 in die Zukunft schauen können, und bei dem wir dann mit Lockerungen/Verschärfungen oder schnelles/langsames Impfen „spielen“ können, um die Auswirkungen in den Folgemonaten zu sehen.
Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen (Mark Twain)
Nach meiner Beobachtung ist die Wirkung von exponentiellen Prozessen auch nach einem Jahr Pandemie immer noch nicht vollständig in der öffentlichen Diskussion durchgedrungen. Deshalb nun dieser Versuch, das Verständnis zu verbessern.
WICHTIG: Dies ist ein modell-basierter Beitrag zur Debatte um Corona und dem Umgang damit. Ich stelle hier ein sehr einfaches und damit nachvollziehbares Berechnungsmodell vor, in das sich interessierte Leser eindenken können und das auf ganz einfacher Mathematik basiert. Dies ist ein bewusster Gegenentwurf zu den komplexen Modellen der Epidemiologen, in die man als Laie nicht reinschauen kann.
Diese Prognose möchte ich bitte nicht als Doomsday-Szenario verstanden wissen, aber es darf uns aufrütteln und klar machen, dass es sehr schwer werden wird, mit den aktuellen Methoden (Kanzlerin und MP treffen sich alle 2 Wochen und entscheiden) den möglichen Auswirkungen eines exponentiellen Wachstums beizukommen.
Ich bitte um Kommentare, Kritik, Verbesserungsvorschläge. Die Google Sheet Datei ist öffentlich einsehbar (Link am Ende des Artikels). Dabei freue ich mich über jeden der mir nachvollziehbar erklärt, warum meine folgenden (unschönen) Ergebnisse so nicht kommen werden. Diskussion bitte per Twitter an @dpaessler.
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